Ich besuchte Gottesdienste, weil sie in der hektischen Zeit des Alltags Raum zum geistigen Ausatmen ließen. Kirchen können auch auf Nichtgläubige durch ihre Architektur, den wiederkehrenden Rhythmus der Gottesdienste, heilenden Einfluss ausüben. Ich lernte dort wieder, nach innen zu schauen. Mein beruflicher Kontext macht das einfacher, aber es zwingt mich niemand. In der Bibel stehen so viele gute Sätze, über die es nachzudenken lohnt. Und das Kirchenjahr in seinem Verlauf war eine interessante Fortsetzung des „Stoiker-Jahres“ zu Beginn meiner Abstinenz. Ich möchte das nicht mehr missen.
Diese Mischung aus allgemein und universell gültiger Liturgie und viel Raum für eigenen Gedanken wurde für mich zu einer ganz neuen Form des „Stammtisches“. Zeit für solche Ruhepausen aus dem Alltag hatte ich ja.
Ich glaube nicht, dass es DIE Religion, Philosophie etc. gibt, die DAS Seelenheil bringt. Jeder soll nach seiner Facon glücklich und von mir aus seelig werden. Da ich aber viele Jahre nur noch einen einzigen Einflussfaktor auf mich gelten ließ, nämlich den Alkohol, tat mir dieses neue Seelenbüffet sehr gut. …
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Bild: Bernd Guzek mit GROK